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RHODOLIA ROSEA – Rosenwurz

Auf einen Blick

Rosenwurz wächst als sukkulente Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 5 bis 20, selten bis zu 35 Zentimetern. Es werden Pfahlwurzeln gebildet. Als Überdauerungsorgan wird ein horizontaler oder vertikaler und oft verzweigter, 1 bis 5 Zentimeter dicker, knolliger, unterirdischer Stamm ausgebildet, der einen charakteristisch rosenartigen Geruch aufweist (darum der deutsche Trivialname). Aus diesem unterirdischen Stamm werden mehrere oberirdische Stängel gebildet, die dick, fleischig sowie kahl sind und Schuppen besitzen; wenn sie abgeschnitten oder verletzt werden, ist der charakteristisch rosenartige Geruch wahrnehmbar.

In Sibirien wird der Rosenwurz „Goldene Wurzel“ (Золотой Корень, Solotoy Koren) genannt, denn der Wurzelextrakt steigert Erinnerungsvermögen, Konzentration und Aufnahmevermögen. Rosenwurz ist eine adaptogene Heilpflanze, die seit langem medizinische Verwendung in russischen, baltischen und skandinavischen Ländern findet, sowohl als Tee als auch in Form von Extrakten. Auch in anderen Ländern verbreitet sich die traditionell begründete oder volksheilkundliche Anwendung von Zubereitungen des Rosenwurzrhizoms zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und zum Stressabbau.

Die Wirkungen werden möglicherweise durch Änderungen des Serotonin- und Dopamin-Niveaus vermittelt: etwa über eine Hemmung der Monoamin-Oxidase, eine bessere Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für Neurotransmittervorstufen und einen Einfluss auf Opioidpeptide (z. B. Endorphine),[12][13] auch eine verminderte Ausschüttung von Stresshormonen wird diskutiert. Zu möglichen Wechselwirkungen liegen keine ausreichenden Daten vor.

Rhodiola rosea wird als Adaptogen klassifiziert, was bedeutet, dass es dem Körper hilft, sich an verschiedene Stressoren (physisch, chemisch, biologisch) anzupassen und die Homöostase (das innere Gleichgewicht) aufrechtzuerhalten. Die Mechanismen sind vielfältig und komplex:

  • Modulation der Stress-Achse (HPA-Achse): Rhodiola scheint die Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse zu beeinflussen. Es kann helfen, die übermäßige Freisetzung von Stresshormonen wie Cortisol zu normalisieren, insbesondere bei chronischem Stress. Es verhindert möglicherweise die Erschöpfung der Nebennieren.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass Rhodiola die Konzentrationen wichtiger Neurotransmitter im Gehirn wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin beeinflussen kann. Dies könnte durch Hemmung der Enzyme Monoaminoxidase A und B (MAO-A und MAO-B) geschehen, die diese Neurotransmitter abbauen, oder durch Beeinflussung ihres Transports und ihrer Wiederaufnahme. Dies könnte die antidepressiven und stimmungsaufhellenden Effekte erklären.
  • Acetylcholin: Einige Studien deuten auf eine mögliche positive Beeinflussung des cholinergen Systems hin, was für kognitive Funktionen relevant ist.
  • Energiestoffwechsel: Rhodiola kann die ATP-Produktion (zelluläre Energie) in den Mitochondrien fördern und die zelluläre Energieeffizienz verbessern. Dies trägt wahrscheinlich zur Reduzierung von Müdigkeit und zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei.
  • Antioxidative und neuroprotektive Wirkungen: Die enthaltenen Phenole (insbesondere Salidrosid und Tyrosol) besitzen starke antioxidative Eigenschaften. Sie können Zellen vor Schäden durch freie Radikale schützen, was insbesondere für Nervenzellen relevant ist (Neuroprotektion).
  • Modulation von Proteinkinasen und Signalwegen: Rhodiola kann Signalwege beeinflussen, die an Stressreaktionen und Zellüberleben beteiligt sind, wie z.B. die Aktivierung von AMPK (AMP-aktivierte Proteinkinase), einem wichtigen Sensor für den zellulären Energiestatus.
  • Anti-inflammatorische Effekte: Einige Inhaltsstoffe zeigen entzündungshemmende Wirkungen durch Beeinflussung von Zytokinen und anderen Entzündungsmediatoren.

Basierend auf den Wirkmechanismen und klinischen Studien werden folgende Effekte beobachtet bzw. postuliert:

  • Stressreduktion und Anti-Müdigkeit: Verbesserung der Toleranz gegenüber Stress, Reduzierung mentaler und physischer Erschöpfung.
  • Kognitive Verbesserung: Potenzielle Steigerung von Konzentration, Gedächtnis und Lernfähigkeit, insbesondere unter stressigen oder ermüdenden Bedingungen.
  • Stimmungsaufhellung: Mögliche antidepressive und anxiolytische (angstlösende) Wirkungen.
  • Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit: Verbesserung der Ausdauer, Verkürzung der Erholungszeiten nach körperlicher Anstrengung.
  • Neuroprotektion: Schutz von Nervenzellen vor oxidativem Stress und anderen schädlichen Einflüssen.
  • Entzündungshemmende Wirkungen
  • Positive Effekte bei vielen Krankheiten, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen, Diabetes, Sepsis und Krebs

Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Rhodiola rosea gilt im Allgemeinen als gut verträglich bei Einnahme in empfohlenen Dosierungen. Mögliche (sehr seltene und milde) Nebenwirkungen:

  • Leichte Überstimulation (Unruhe, Schlafstörungen – daher Einnahme morgens/mittags empfohlen),
  • Schwindel,
  • Mundtrockenheit oder
  • leichte Magen-Darm-Beschwerden.

Vorsicht/Kontraindikationen: Bei bipolarer Störung besteht ein theoretisches Risiko der Manie-Induktion. Bei Autoimmunerkrankungen ist Vorsicht geboten (theoretische immunmodulierende Effekte).

Wechselwirkungen:

  • Theoretisch möglich mit MAO-Hemmern (aufgrund potenzieller MAO-Hemmung durch Rhodiola).
  • Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Stimulanzien (z.B. Koffein, Amphetamine) wegen additiver Effekte.
  • Mögliche Interaktionen mit Antidepressiva (insbesondere SSRIs) – ärztliche Rücksprache empfohlen.
  • Potenzielle Beeinflussung von Cytochrom-P450-Enzymen (CYPs), die am Abbau vieler Medikamente beteiligt sind. Die klinische Relevanz ist oft unklar, aber Vorsicht ist geboten, insbesondere bei Medikamenten mit enger therapeutischer Breite.

Einnahmeempfehlungen

Die richtige Dosierung von Rhodiola rosea kann variieren und hängt von mehreren Faktoren ab, insbesondere von dem Zweck der Einnahme: (z.B. allgemeine Stressanpassung, akute Müdigkeit, kognitive Verbesserung), der Art des Extrakts: Entscheidend ist die Standardisierung auf die aktiven Wirkstoffe, meist Rosavine und Salidrosid. Extrakte können sehr unterschiedlich konzentriert sein und individuellen Faktoren wie Körpergewicht, Empfindlichkeit, Gesundheitszustand.

Allgemeine Dosierungsempfehlungen (basierend auf Studien und gängiger Praxis):

  • Die meisten Studien und Empfehlungen beziehen sich auf Extrakte, die auf ca. 3% Rosavine und ca. 1% Salidrosid standardisiert sind (dies ist das Verhältnis, das natürlicherweise in der Wurzel vorkommt und oft in klinischen Studien verwendet wird, z.B. der SHR-5 Extrakt).
  • Für chronischen Stress, Müdigkeit, allgemeine Adaption: Typischer Bereich: 200 mg bis 600 mg Extrakt pro Tag. Häufige Dosierung: 200 mg bis 400 mg pro Tag, aufgeteilt in ein oder zwei Dosen (z.B. morgens und mittags). Einige Quellen empfehlen niedrigere Dosen von 100-200 mg pro Tag für eine langfristige Einnahme zur allgemeinen Stressresistenz.
  • Für akute Leistungssteigerung (mental oder physisch) vor einer spezifischen Aufgabe: Manchmal werden Einzeldosen von 200 mg bis 680 mg Extrakt etwa 1-2 Stunden vor der Belastung genannt. Höhere Dosen in diesem Bereich erhöhen jedoch das Risiko von Nebenwirkungen.

Wichtige Punkte zur Dosierung und Einnahme:

  • Standardisierung beachten: Achte auf die Angaben auf dem Produktetikett. Wenn ein Extrakt eine andere Standardisierung hat (z.B. nur auf Salidrosid oder andere Verhältnisse), sind die oben genannten mg-Angaben möglicherweise nicht direkt übertragbar.
  • Niedrig anfangen: Es ist immer ratsam, mit einer niedrigeren Dosis (z.B. 100-200 mg pro Tag) zu beginnen und zu beobachten, wie der Körper reagiert, bevor man die Dosis bei Bedarf langsam steigert.
  • Timing: Da Rhodiola leicht stimulierend wirken kann, wird empfohlen, es morgens und/oder mittags einzunehmen, um mögliche Schlafstörungen zu vermeiden. Die Einnahme auf nüchternen Magen (ca. 30 Minuten vor dem Essen) kann die Aufnahme verbessern, ist aber nicht zwingend erforderlich.
  • Konsistenz: Adaptogene wie Rhodiola entfalten ihre Wirkung oft am besten bei regelmäßiger Einnahme über mehrere Wochen.
  • Qualität: Wähle Produkte von seriösen Herstellern, die Angaben zur Standardisierung machen und auf Reinheit getestet sind.
  • Pausieren (Cycling): Manche Anwender praktizieren “Cycling”, d.h., sie nehmen Rhodiola für einige Wochen oder Monate und legen dann eine Pause ein (z.B. 1-2 Wochen). Es gibt jedoch keine festen Regeln oder eindeutige wissenschaftliche Belege für die Notwendigkeit oder das optimale Schema des Cyclings.
  • Nicht überdosieren: Höhere Dosen als empfohlen erhöhen nicht unbedingt die Wirkung, steigern aber das Risiko von Nebenwirkungen wie Unruhe, Angst oder Schlafstörungen.

Vor der Einnahme von Rhodiola rosea, insbesondere bei Vorerkrankungen hast (z.B. bipolare Störung, Autoimmunerkrankungen) oder der Einnahme anderer Medikamente (insbesondere Antidepressiva, Stimulanzien, Blutdruckmedikamente) einnimmst, unbedingt vorher einen Arzt, Apotheker oder qualifizierten Heilpraktiker konsultieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für einen standardisierten Extrakt (ca. 3% Rosavine / 1% Salidrosid) eine Dosis von 200-400 mg pro Tag, aufgeteilt auf morgens und mittags, ein guter Ausgangspunkt für die meisten Anwendungen ist.

Fachinformationen

[Pu2020] beschäftigt sich mit den entzündungshemmenden Eigenschaften von Rhodolia. (Zitat) „Es wurde bestätigt, dass Rhodiola rosea L., ein weltweites botanisches Adaptogen, bei vielen Krankheiten, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen, Diabetes, Sepsis und Krebs, schützende Wirkungen bei entzündlichen Verletzungen besitzt. In dieser Arbeit sollen die jüngsten klinischen und experimentellen Forschungen über die entzündungshemmende Wirkung und die damit verbundenen Mechanismen von Extrakten, Präparaten und Wirkstoffen von Rhodiola rosea L. überprüft werden. Auf der Grundlage der gesammelten überprüften Informationen wird dieses Papier die theoretische Grundlage für seine klinische Anwendung liefern und die Evidenz oder Anleitung für zukünftige Studien und die medizinische Anwendung von Rhodiola rosea L liefern.

[Khanum2005] geht auf die adaptogenen Wirkungen von Rhodolia ein. Er fasst zusammen (Zitat): „Es wurde festgestellt, dass Extrakte aus den Wurzeln dieser Pflanze eine Reihe von physiologischen Funktionen positiv beeinflussen, darunter den Neurotransmitterspiegel, die Aktivität des Zentralnervensystems und die Herz-Kreislauf-Funktion. Es wird verwendet, um das Nervensystem zu stimulieren, Depressionen zu verringern, die Arbeitsleistung zu verbessern, Müdigkeit zu beseitigen und Höhenkrankheit vorzubeugen. Die meisten dieser Wirkungen wurden Bestandteilen wie Salidrosid (Rhodiolosid), Rosavinen und p-Tyrosol zugeschrieben. Es wurde auch festgestellt, dass es aufgrund des Vorhandenseins mehrerer phenolischer Verbindungen ein starkes Antioxidans und Antikarzinogen ist. Adaptogene sind Pflanzenextrakte, die es einem Organismus ermöglichen, nachteiligen physikalischen, chemischen und biologischen Stressoren entgegenzuwirken, indem sie unspezifische Resistenzen erzeugen. Es ist bekannt, dass Adaptogene die Verfügbarkeit von Energie während des Tages erhöhen, gestresste Gefühle reduzieren, die Ausdauer erhöhen und die geistige Wachsamkeit erhöhen.

[Panossian2010] beschreibt die Pharmakologie der Inhaltsstoffe von Rhodolia. (Zitat): „Insgesamt wurden etwa 140 Verbindungen aus Wurzeln und Rhizom isoliert – Monoterpenalkohole und ihre Glykoside, cyanogene Glykoside, Arylglykoside, Phenylethanoide, Phenylpropanoide und deren Glykoside, Flavonoide, Flavonlignane, Proanthocyanidine und Gallussäurederivate. Studien an isolierten Organen, Geweben, Zellen und Enzymen haben gezeigt, dass Rhodiola-Präparate eine adaptogene Wirkung aufweisen, einschließlich neuroprotektiver, kardioprotektiver, anti-müdigkeits-, antidepressiver, anxiolytischer, nootroper, lebensdauerverlängernder Wirkung und ZNS-stimulierender Wirkung. Eine Reihe klinischer Studien zeigt, dass die wiederholte Verabreichung von R. rosea-Extrakt SHR-5 eine Anti-Müdigkeitswirkung ausübt, die die geistige Leistungsfähigkeit (insbesondere die Konzentrationsfähigkeit bei gesunden Probanden) erhöht und Burnout bei Patienten mit Fatigue-Syndrom reduziert. Ermutigende Ergebnisse gibt es für die Anwendung von Rhodiola bei leichten bis mittelschweren Depressionen und generalisierten Angstzuständen. Für Rhodiola-Extrakte wurden mehrere Wirkmechanismen identifiziert, die möglicherweise zur klinischen Wirkung beitragen. Dazu gehören Wechselwirkungen mit dem HPA-System (Cortisol-reduzierend), Proteinkinasen p-JNK, Stickstoffmonoxid und Proteinen des Abwehrmechanismus (z.B. Hitzeschockproteine Hsp 70 und FoxO/DAF-16). Der Mangel an Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und Nebenwirkungen im Laufe klinischer Studien machen es potenziell attraktiv für die Verwendung als sicheres Medikament. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rhodiola rosea robuste traditionelle und pharmakologische Beweise für die Anwendung bei Müdigkeit und neue Erkenntnisse zur Unterstützung von Kognition und Stimmung hat.“

[Hung2011] fasst in seiner Metastudie alle bis dahin existierenden Studien zusammen. Seine Schlussfolgerung (Zitat) „R. rosea kann positive Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit, die geistige Leistungsfähigkeit und bestimmte psychische Erkrankungen haben.“