
Auf einen Blick
Die B-Vitamine sind essenzielle Stoffe, die für die Funktion des menschlichen Körpers grundlegend notwendig sind.
Die „klassischen“ B-Vitamine bestehen aus folgenden „anerkannten“ Stoffen:
- Vitamin B1 (Thiamin)
- Vitamin B2 (Riboflavin)
- Vitamin B3 (Niacin)
- Vitamin B5 (Pantothensäure)
- Vitamin B6 (Pyridoxin)
- Vitamin B7 (Biotin), auch als Vitamin H bekannt
- Vitamin B9 (Folsäure oder Folat)
- Vitamin B12 (Cobalamin)
Diskutiert wird ob PQQ (Pyrrolochinolinchinon) (siehe dort, eigene Monografie) auch als B14-Vitamin klassifiziert werden sollte, es wird in der wissenschaftlichen Gemeinschaft diskutiert
Diese Vitamine sind alle wasserlöslich und müssen regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden, da der Körper sie nicht in großen Mengen speichern kann. Eine Ausnahme bildet Vitamin B12, das in gewissem Maße in der Leber gespeichert werden kann
B-Vitamine spielen eine lebensnotwendige und grundlegende Rolle für zahlreiche Körperfunktionen und haben vielfältige Nutzen:
Energiestoffwechsel und Zellfunktion
B-Vitamine sind essentiell für die Energiegewinnung aus Nahrung. Sie aktivieren Enzyme, die am Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel beteiligt sind. Insbesondere die Vitamine B1, B2, B3, B5, B6 und B8 unterstützen die Energieproduktion in den Mitochondrien der Zellen. Sicher lässt sich sagen, dass B-Vitamine an mindestens sechs übergeordneten Stoffwechselprozessen in den Mitochondrien beteiligt sind, wobei jeder dieser Prozesse aus mehreren einzelnen biochemischen Reaktionen besteht. Die genaue Anzahl der Reaktionen ist schwer zu quantifizieren, da viele dieser Prozesse komplex und miteinander verwoben sind.
Nervensystem und geistige Leistung
B-Vitamine tragen zur normalen Funktion des Nervensystems bei. Sie unterstützen die Übertragung von Nervenimpulsen und sind am Stoffwechsel von Neurotransmittern beteiligt. Vitamin B1, B6 und B12 sind besonders wichtig für die neurologischen und psychologischen Funktionen sowie die geistige Leistungsfähigkeit.
Allgemein ist es in der Medizin seit etwa 1970 üblich, dass Nervenentzündungen, Depressionen, Angststörungen und andere geistige Defizite zumindest begleitend durch hochdosierte Gaben einzelner B-Vitamine behandelt werden.
Blutbildung und Sauerstofftransport
Vitamin B9 (Folsäure) und B12 sind entscheidend für die Bildung roter Blutkörperchen und damit für den Sauerstofftransport im Körper. Ein Mangel an diesen Vitaminen kann zu Anämie und letztlich zum Tod führen.
Zellregeneration und DNA-Synthese
B-Vitamine, insbesondere B12, spielen eine wichtige Rolle bei der DNA-Reparatur und -Synthese sowie bei der Zellteilung. Dies ist essenziell für Wachstum und Regeneration im Körper.
Homocystein-Stoffwechsel
Vitamin B12, zusammen mit anderen B-Vitaminen, hilft bei der Reduzierung des Homocystein-Spiegels im Körper. Ein erhöhter Homocystein-Spiegel kann negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben1.
Weitere Funktionen
Haut und Schleimhäute: B-Vitamine tragen zur Erhaltung gesunder Haut und Schleimhäute bei.
Sehkraft: Einige B-Vitamine unterstützen die Erhaltung normaler Sehkraft.
Immunsystem: B-Vitamine, insbesondere B6, sind wichtig für die Funktion des Immunsystems6.
Stressabbau: B-Vitamine können helfen, Müdigkeit und Ermüdung zu verringern.
Es ist wichtig zu beachten, dass B-Vitamine wasserlöslich sind und vom Körper nicht in großen Mengen gespeichert werden können. Eine regelmäßige Zufuhr über die Ernährung oder gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel ist daher notwendig, um einen Mangel zu vermeiden.
Der Mangel an B-Vitaminen ist in der Bevölkerung relativ weit verbreitet, wobei die Häufigkeit je nach spezifischem B-Vitamin variiert. Am häufigsten tritt ein Mangel an Vitamin B12 auf, der bis zu 40 Prozent der Bevölkerung in westlichen Industrienationen betrifft.
Jeder Vegetarier und jeder Mensch ohne regelmäßigen Fleischkonsum hat einen ausgeprägten Vitamin B Mangel und muss dieses zwingend durch Nahrungsergänzungsmittel substituieren
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
B-Vitamine können verschiedene Wechselwirkungen mit Medikamenten haben. Hier sind die wichtigsten Interaktionen:
- Vitamin B1 (Thiamin): Thiaminantagonisten in Kaffee, Tee, rohem Fisch und Rotkohl können die Wirkung beeinträchtigen3.
- Alkohol erhöht den Bedarf an Vitamin B1
- Vitamin B2 (Riboflavin): Barbiturate, Phenothiazine, Thiaziddiuretika und trizyklische Antidepressiva können den Riboflavin-Stoffwechsel beeinflussen.
- Vitamin B6 (Pyridoxin): Kann die Wirksamkeit von Medikamenten zur Stimulation der Blutzellenproduktion (z.B. Erythropoetin) verringern.
- Isoniazid, Hydralazin, Penicillamin und orale Kontrazeptiva können den Vitamin B6-Bedarf erhöhen.
- Vitamin B9 (Folsäure): Kann die Blutspiegel von Antikonvulsiva wie Phenytoin, Phenobarbital und Primidon senken.
Folsäure hat zudem Wechselwirkungen mit Folsäureantagonisten wie Trimethoprim, Proguanil, Pyrimethamin und Methotrexat. Diese können die Wirkung von Folsäure blockieren. Daher muss Folsäure dann erhöht dosiert werden
Hohe Dosen Folsäure können in Kombination mit 5-Fluorouracil zu schweren Durchfällen führen. - Vitamin B12 (Cobalamin): Protonenpumpenhemmer und Antazida können die Aufnahme behindern.
- Metformin stört die Aufnahme des Intrinsic-Faktor-Vitamin-B12-Komplexes im Darm.
- Orale Kontrazeptiva (Verhütungsmittel), Alkohol, Antibiotika und Antiepileptika können die Aufnahme mehrerer B-Vitamine beeinträchtigen.
Orale Kontrazeptiva können den Bedarf an verschiedenen B-Vitaminen erhöhen3.
Es ist wichtig zu beachten, dass bei Langzeittherapien mit bestimmten Medikamenten eine Supplementierung von B-Vitaminen in Betracht gezogen werden sollte, um Mangelzustände zu vermeiden. Bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte immer Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker gehalten werden, um mögliche Wechselwirkungen zu berücksichtigen.
Werden die B-Vitamine nicht sehr stark und lange überdosiert, treten keine Nebenwirkungen auf. Bei normaler Einnahme und bedarfsgerechter Dosierung sind B-Vitamine immer gut verträglich.
Einnahmeempfehlungen
Basierend auf gemittelten Empfehlungen sollten Erwachsene folgende Mengen an B-Vitaminen täglich einnehmen:
• Vitamin B1 (Thiamin): 2mg/Tag bis 4mg/Tag
• Vitamin B2 (Riboflavin): 3mg/Tag bis 5mg/Tag
• Vitamin B3 (Niacin): 20mg/Tag bis 60mg/Tag
• Vitamin B5 (Pantothensäure): 5mg/Tag bis 25mg/Tag
• Vitamin B6 (Pyridoxin): 2mg/Tag bis 6mg/Tag
• Vitamin B7 (Biotin), auch als Vitamin H bekannt: 100µg/Tag bis 200µg/Tag
• Vitamin B9 (Folsäure oder Folat): 300µg/Tag bis 800µg/Tag
• Vitamin B12 (Cobalamin): 5µg/Tag bis 10µg/Tag
Sehr zu empfehlen ist die Einnahme von Kombinationspräparaten, sogenannten „Vitamin B Komplexen“, wie sie im Internet bei verschiedenen Händlern zu erhalten sind. Hier kann man nicht viel falsch machen, da es nur einen nennenswerten Hersteller des Komplexes in Europa gibt.
Spezielle neue B-Vitamine wie PQQ (B14) sollten zusätzlich eingenommen werden, wobei hier 10mg am Tag ausreichen sollten.
Dabei sollte die empfohlene Dosierung in diesem Fall eingehalten werden, um eine Überdosierung zu vermeiden. Bei der Einnahme größerer Mengen (z.B. bei Vorliegen von Mangelgründen) sollte zur Sicherheit eine Blutanalyse durchgeführt werden und das Vorgehen mit dem Arzt abgestimmt sein.
Die Einnahme von B-Vitaminen kann bei starker Überdosierung verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen:
Allgemeine Nebenwirkungen
- Hautausschlag und Juckreiz
- Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall
- Schlafstörungen
- Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Extremitäten
- Blutdruckschwankungen
- Stimmungsschwankungen
- Schwindel
- Erbrechen
Spezifische Nebenwirkungen einzelner B-Vitamine
Vitamin B3 (Niacin)
- Hautrötungen und Juckreiz
- Leberschäden bei sehr hohen Dosen
- Erhöhte Blutzuckerspiegel
Vitamin B6 (Pyridoxin)
- Nervenschäden bei langfristiger Einnahme hoher Dosen
- Gangunsicherheit
- Lichtempfindlichkeit
- Schmerzhafte Hautläsionen
Vitamin B12
- Hautreaktionen wie Ekzem, Akne oder Nesselsucht bei Injektionen
- In seltenen Fällen anaphylaktischer Schock
- Hitzewallungen
- Akne-Ausbrüche
- Atembeschwerden (bei hochdosierten B12-Injektionen)
- Blutungsneigung (bei hohen Vitamin B12-Dosen über längere Zeit)
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Nebenwirkungen in der Regel nur bei Überdosierung oder langfristiger Einnahme hoher Dosen auftreten. Bei normaler Einnahme und bedarfsgerechter Dosierung sind B-Vitamine im Allgemeinen gut verträglich
Fachinformationen
Eine sehr ausführliche Beschreibung über die B-Vitamine inclusive einer ausführlichen Darstellung der Folgen von Mangelzuständen findet sich in dem teilweise in Google Books offen verfügbaren Fachbuch [Mann2017] auf den Seiten 210ff.
Den Zusammenhang zwischen Alterung und den B-Vitaminen beschreiben [Mikkelsen2018] und [Struijk2018] sehr ausführlich, wobei Struijk detailliert auf den Nutzen der Zuführung bei älteren Menschen eingeht.
Die Wichtigkeit der B-Vitamine für Gehirnfunktion und Nervensystem wird in [Kennedy2016] und [Morris2012] sehr genau beschrieben. [BorgesVieira2023] geht ausführlich auf den Nutzen einer Substitution bei Angststörungen und Depressionen ein.
Die Wichtigkeit der B-Vitamine bei der Aufrechterhaltung der Mitochondrien beschreiben [Depeint2006], [Janssen2019] und [Kucharska2008]